Ich möchte noch mal auf ein paar Aspekte eingehen, die mit Pragmatismus, Machiavelli und allgemeinem Machtstreben zu tun haben. Mir ist in der Debatte um den Umgang mit den Tates aufgefallen, dass häufig zu kurz bzw. nicht tief genug gedacht wird. Ich habe die Weisheit gewiss nicht mit Löffeln gefressen und möchte nicht den Oberlehrer spielen. Zumal ich diese unredliche Art im Umgang mit mir selbst kritisiert habe. Ich meine aber, dass ich aufgrund meiner langjährigen Erfahrung sinnvolle und nachvollziehbare Gedanken beizutragen habe.
Erst mal will ich festgestellt wissen, dass Pragmatismus nicht schlecht oder unredlich ist, sondern im politischen Betrieb notwendig. Kein Feldherr ginge dem greifbaren Sieg aus dem Weg und dem drohenden Untergang entgegen, nur um sich seiner guten Moral zu vergewissern. Aber daran erkennt ihr schon, dass es auf die Proportion und das Abwägen ankommt. Macht und Möglichkeiten sollten nämlich nicht Selbstzweck sein, sondern sollen einem Ziel dienen. Dieses Ziel liegt in unserer Weltanschauung begründet. Die Weltanschauung ist das Fundament unseres Menschenbildes und umgekehrt. Einer der großen Unterschiede zwischen uns und dem politischen Gegner ist, dass wir die Natur so annehmen wie sie geschaffen ist, sie als weitestgehend unabänderlich und – gemessen an unserer kurzen Verweildauer auf der Welt – als gegeben akzeptieren, um darauf aufbauend unser Leben zu gestalten. Der politische Gegner hingegen bastelt sich eine oftmals widernatürliche Fantasiewelt zusammen und versucht, den Menschen hineinzupressen, was regelmäßig an der Natur selbst – und so auch an der Natur des Menschen – scheitern muss. Warum tut er das? Meist, weil er sich als Opfer der gegeben Umstände und die Natur als Gegner betrachtet. Aber das wäre ein Themenkomplex für sich. Und weil ich weiß, dass vielen schon wieder der Nietzsche Larp in den Fingern juckt: Die Natur anzunehmen heißt nicht, nicht über sich hinauswachsen zu wollen. Aber auch das ist ein Thema für sich.
Wir wissen jetzt also, dass die Weltanschauung das Fundament unseres Wirkens sein soll. Wir bewegen uns in ihr und sie ist um uns herum. Bestenfalls besteht eine harmonische Wechselwirkung und es entsteht ein Gleichklang. Dieser Gleichklang ist spürbar oder nicht. Jemandes Worte und Taten wirken und sind authentisch und konsistent oder aufgesetzt und inkonsistent. Wirkt jemand authentisch und in seiner Weltanschauung gefestigt, kann ich über pragmatische Aktionen viel leichter hinwegsehen, weil ich davon ausgehe, dass das Ziel dasselbe bleibt.
Was ist darüber hinaus aber jetzt das Problem? Zwar ist der Themenkomplex vielschichtig, ich möchte aber auf einen besonderen Bereich hinaus. Ein Problem, das immer besteht, wenn Macht bei wenigen Leuten oder gar bei einem einzigen Machthaber gebündelt ist. Ist Macht nämlich Selbstzweck und nicht Mittel zur Erreichung eines weltanschaulich begründeten Zieles, kann der Machthaber, der eben noch im deinem Interesse handelte, morgen schon einen Gegner in dir sehen, weil er seine Richtung geändert oder neue Verbündete mit anderer Zielrichtung gefunden hat. Sein Ziel ist die Macht selbst, nicht das gemeinsame weltanschauliche Fundament, das durch gemeinsame Leitplanken näher bestimmt ist. Pragmatismus und Machtpolitik dürfen deswegen nicht Prinzipienlosigkeit und Beliebigkeit bedeuten, sondern sollen Mittel zur Erreichung des höheren Ziels sein. Darum ist es so wichtig, dass jemand, dem ich vertrauen soll, bei allem Machtstreben immer erkennen lässt, dass er die Richtung nicht verlässt. Es geht nicht darum, dass man nicht auch mal eine sinnvolle Abkürzung nehmen dürfte. Man sollte sich auf dem Weg aber nicht verlaufen.
Macht und Öffentlichkeit
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Macht und Öffentlichkeit – Spötter mögen raunen, die »Neue Rechte« spräche am häufigsten von dem, was ihr fehlt. Ja, wir sind heute (noch) politische Havenots, weil wir zwar den Vorhof zur Macht erreicht, aber den Zugang zur öffentlichen Meinung noch nicht erobert haben. Wie lange es bis zu diesem Schweigemauerfall noch dauert, wissen wir nicht, aber […]
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