Wer sich zum Opfer macht, wird ein Opfer sein

Ich kann Mansours Einschätzung nicht beurteilen, glaube ihm aber, dass das bei der Mehrheit dieser Fälle so sein kann. Es ist für mich zumindest nur schwer vorstellbar, dass eine Mutter (selbst in tiefstem Glauben) innerlich nicht mitstirbt und unfassbar leidet. Und womöglich muss sie das auch tun, um sich nicht Problemen auszusetzen; ich weiß es nicht.

Mein Punkt ist aber ein anderer. Was wir in dem Video sehen, erscheint uns auf den ersten Blick fremd. Wir sind es nicht gewohnt, es entspricht nicht unserer Kultur und Lebensweise.

Dort kommt aber noch was anderes zum Ausdruck. Zwei Welten prallen aufeinander. Was wir dort sehen: Eine Mutter steht über sich, über ihrer Trauer, über ihren Emotionen, sie ist Herr ihrer selbst. Übt sich in Stärke, indem sie sich zusammenreißt und all das nicht nach außen trägt. Ich bewerte das zunächst nicht, abgesehen davon, dass ich das für mich persönlich als Stärke wertschätze ud nicht als verkappte Schwäche.

Auf der anderen Seite das, was im Westen kultiviert wird: Seinen Gefühlen freien Lauf lassen, Atomisierung und das Diktat der Emotion. Im Westen wird es als Stärke verstanden (zumindest wird es so verkauft), seine Emotionen offen zu zeigen, seine Schwäche vorzuführen, seine Verletzlichkeit zu zeigen.

Ich fühle mich weder auf der einen noch auf der anderen Seite vollkommen wohl, wenngleich ich mich gefühlsmäßig(sic) nicht der westlichen Art zugehörig fühle. Ich bin davon überzeugt, dass unsere Gesellschaften wieder lernen müssen, Emotionen unter Kontrolle zu halten und damit auch sich selbst unter Kontrolle zu haben. Die Menschen sind nicht mehr Herr ihrer selbst. Das heißt nicht, dass man absurd schauspielern muss. Das heißt nicht, dass man niemals auch mal einen schwachen Moment haben und zeigen darf. Aber es gibt für alles eine Zeit und einen Ort.

Was wir heute erleben, kann in Teilen durchaus als Rumgeopfere und Verweichlichung bezeichnet werden und hat sicher seinen Anteil am kulturellen Niedergang des Westens. Wer sich zum Opfer macht, wird auch ein Opfer sein.

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Es gibt keine Zeitreise zurück in die BRD der 80er

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